Der stationäre Krankenhaussektor steht bekanntlich vor großen Herausforderungen. Das betrifft insbesondere die Allgemein-und Viszeralchirurgie, denn Kostenträger und Gesundheitspolitiker fordern immer öfter die Zentrierung von elektiven Operationen auf Kliniken mit hoher Fallzahl und nachweisbar guter Versorgungsqualität.
Daher wird die Etablierung eigener Behandlungsschwerpunkte mittelfristig für viele Kliniken zu einer Frage des Überlebens werden. Dass das auch an einer Klinik der Grund-und Regelversorgung möglich ist, zeigt das Beispiel des St. Agatha Krankenhauses in Köln. In diesem katholischen Krankenhaus der Grundversorgung mit knapp 200 Planbetten und nur vier Fachabteilungen (Allgemeine Chirurgie, Plastische Chirurgie, Innere Medizin und Seelische Gesundheit) entschloss man sich nach Übernahme der chirurgischen Chefarztposition durch Hans Udo Zieren schon vor Jahren, neben der wohnortnahen Grundversorgung auch einen überregionalen neuen Behandlungsschwerpunkt aufzubauen.
Nach interdisziplinären Beratungen entschied man sich aus guten Gründen für die Schilddrüsenchirurgie: Die Nachfrage nach Schilddrüsenoperationen ist deutschlandweit sehr hoch, es handelt sich um einen anerkannten stationären Eingriff ohne wesentliches Konfliktpotenzial mit den Kostenträgern. Darüber hinaus sind die weitestgehend elektiven Operationen im Gegensatz zur Notfallversorgung bei guten Strukturen prinzipiell steuerbar und nicht zuletzt mit keinen nennenswerten Investitionen verbunden. Die grundsätzlichen personellen und strukturellen Voraussetzungen waren – wie in jedem Krankenhaus – praktisch bereits vorhanden. Geschaffen werden musste darüber hinaus ein interdisziplinäres und interprofessionelles Team, welches den Aufbau des Qualitätsmanagements unterstützen und die notwendigen Versorgungsstandards mit Leben füllen sollte. Der Erfolg sollte den Verantwortlichen recht geben.
Viele verschiedene Einzelmaßnahmen führten in den letzten Jahren dazu, dass die Schilddrüsenchirurgie im St. Agatha Krankenhaus quasi aus dem Nichts sukzessive zu einem professionellen überregionalen Behandlungsschwerpunkt mit anhaltend über 1000 Operationen jährlich ausgebaut werden konnte. „Mittlerweile sind Schilddrüsenoperationen die mit Abstand häufigste Prozedur in unserer Klinik, allein mit diesen Operationen wird über die Hälfte des chirurgischen und rund ein Viertel des Gesamtumsatzes der Klinik erwirtschaftet“, erklärt die Geschäftsführerin Susanne Jost. „Dadurch wurden die wirtschaftliche Situation und die Zukunftsperspektiven unserer Klinik substanziell verbessert.“
Wichtige Schritte waren die Erarbeitung von standardisierten und berufsgruppenübergreifenden Behandlungspfaden, eine konsequente Personalqualifikation sowie ein multimediales digitales und analoges Marketing in Kombination mit einem stringenten Qualitätsmanagement. Alle Prozessbeteiligten, von der Aufnahme bis zur Entlassung, arbeiten nach schriftlich festgelegten Vorgaben, die regelmäßig (re-) evaluiert und bei Bedarf an neue Vorgaben angepasst werden. Immer mit dem Ziel, dass im Fokus der Leistungserbringung ein ausgewiesen hohes Maß an Patientensicherheit im Vordergrund steht.
Kliniken vernetzen sich bundesweit
Es wurde rasch klar, dass dieses Erfolgskonzept auch anderen Kliniken als Blaupause für den Aufbau eines eigenen Schilddrüsenzentrums dienen könnte. Aus diesem Grund hat Hans Udo Zieren das Deutsche Schilddrüsenzentrum gegründet. Unter diesem Dach wird auch anderen vergleichbaren Kliniken ein in Deutschland einzigartiges multiprofessionelles Unterstützungspaket zum Aufbau eines eigenen Schilddrüsenzentrums angeboten. Zwischenzeitlich haben sich deutschlandweit bereits 53 chirurgische Kliniken, davon 15 katholische Krankenhäuser, dem Deutschen Schilddrüsenzentrum angeschlossen und profitieren so von den vielen Unterstützungsleistungen und der gemeinsamen Netzwerkarbeit.
Zur Sicherstellung einer nachweisbar hohen Behandlungsqualität wurde zudem in Zusammenarbeit mit der christlich orientierten Zertifizierungsgesellschaft proCum Cert ein spezielles und praxisnahes Audit-und Zertifizierungsverfahren entwickelt, welches für ein Schilddrüsenzentrum empfohlen wird. Als erste Klinik wurde das St. Agatha Krankenhaus erfolgreich auditiert und durch die proCum Cert zertifiziert. Somit erhielt die Klinik mit der Urkunde zum „zertifizierten Schilddrüsenzentrum“ gleichzeitig auch das erstmals verliehene Qualitätssiegel des Deutschen Schilddrüsenzentrums, über das sich Geschäftsführerin Susanne Jost freute: „Wir sind sehr stolz auf das Erreichte und freuen uns, wenn wir mit unserem innovativen Modell auch anderen Kliniken helfen können.“